Das Präsidium des Landesmusikrats Rheinland-Pfalz, dem Dachverband für das Musikleben in unserem Bundesland, hat sich in seiner Sitzung am Ende September 2020 intensiv mit den Folgen der Corona-Pandemie für die Musik beschäftigt. Die partielle Verbesserung der Situation aufgrund einzelner Hilfsmaßnahmen von Bund und Land kann aber über die insgesamt bedrohliche Lage in vielen Bereichen der Musik nicht hinweg täuschen.
Das Präsidium verweist insbesondere auf vier Bereiche, in denen existentielle Einbrüche zu befürchten sind:
- Amateurmusik
Die über 3.000 Musikvereine und Chöre im Land leiden unter der Pandemie. Insbesondere die Chorlandschaft wurde hart getroffen: Weniger als 50% der Chöre im Land proben zurzeit und die Verantwortlichen in den Chorverbänden gehen von einem Chorsterben von 10% aller rheinland-pfälzischen Chöre bis Mitte 2021 aus. - Solo-Selbständige Musizierende
Die begrüßenswerten Stipendien des Landes und Bundes helfen den solo-selbständigen Musizierenden im Land auf Dauer nicht weiter. Eine Bundesförderung, wie sie von der Konferenz der Wirtschaftsminister sowie der Konferenz der Kulturminister der Länder gefordert wurde muss dringend umgesetzt werden. Viele professionelle Musizierende sind zusätzlich auch in der Gefahr, ihren Status in der Künstlersozialkasse zu verlieren, wenn sie in diesem Jahr coronabedingt mehr Einnahmen durch Tätigkeiten im nicht-künstlerischen Bereich nachweisen. - Musikschulen
Für die Musikschulen droht der zu erwartende Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen in den Kommunen zum Existenzrisiko zu werden. Der seit Jahren bestehende Druck auf die Kommunen hinsichtlich der Gewährung freiwilliger Leistungen wird in nächster Zeit noch weiter zunehmen. Es gilt, einen dramatischen Einbruch des Angebotes in der musikalischen und kulturellen Bildung, insbesondere für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene, zu verhindern. Dies kann nur durch zusätzliche finanzielle Mittel für die kommunalen Träger und die Trägervereine von Musikschulen erreicht werden. - Clubszene
Die vielfältige Clubszene in Rheinland-Pfalz gehört zu einem der wenigen Bereiche, die immer noch unter einem Lockdown stehen. Live-Musik und Tanzveranstaltungen sind mit den Hygieneanforderungen nicht vereinbar. Es ist mit einer hohen Zahl an Insolvenzen zu rechnen, insbesondere bei vielen kleinen Clubs. Es ist zu befürchten, dass die Clublandschaft nach Corona sich auf große Tanzclubs beschränkt und die musikalische Vielfalt dadurch verschwindet.
Peter Stieber, der Präsident des Landesmusikrats Rheinland-Pfalz, appelliert: „Die Musiklandschaft in Rheinland-Pfalz droht nach Corona eine andere zu werden. Und diese neue Musiklandschaft wird vor allem eines sein: Ärmer. Es wird weniger Vielfalt, weniger kreative Musikerinnen und Musiker und weniger Stätten der Musik geben. Diesem düsteren Ausblick gilt es geschlossen entgegenzutreten.“