Der Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen e.V. (bjke) ist besorgt um die Chancengleichheit im Bildungswesen. Jugendkunstschulen sind bundesweit aktiv, aber noch unzureichend abgesichert. Es gilt zu verhindern, dass gewachsenen oder eben erst wachsenden, oft fragilen Strukturen durch vorübergehende Engpässe der Boden entzogen wird, den unsere Gesellschaft zur Entfaltung von Phantasie und Kreativität mehr denn je braucht. In seinem im Juni durch den Bundesvorstand veröffentlichen Positionspapier „Bildung quer denken – vielfalt verankern“ sieht der bjke die Bedürfnisse und Interessen von Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie massiv eingeschränkt. „Wir laufen Gefahr, dass Bildung vollends zum Luxusartikel wird“, betont der bjke-Vorsitzende Peter Kamp, der die staatlich zu gewährleistende Schul- und Bildungspflicht auf mittlere Sicht faktisch außer Kraft gesetzt sieht.
Zu befürchten sei ein bildungspolitisches Rollback, das die Errungenschaften der Bildungsreform zu kassieren drohe: „Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen, Kinder und Jugendliche in den Schulen einzusperren. Künstlerisches, partizipatives und vernetztes Lernen im Stadtteil muss auch in und nach der Krise möglich bleiben und gewährleistet werden.“ Der bjke wünscht sich die krisenbedingte Ergänzung der formalen Schulpflicht durch offene, ganzheitliche und lokal verankerte Bildungskonzepte, die nach einem Partnerschaftsmodell partizipativ organisiert werden.
Mit ihrem „Quantensprung Richtung Digitalität“ habe die Corona-Krise gleichzeitig den enormen Investitionsbedarf in die Infrastrukturen von Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen offengelegt. „Wir brauchen dringend eine Digitalisierungsoffensive für die außerschulischen Träger kultureller Jugendbildung und einen wirksamen Bestandsschutz für Jugendkunstschulen“, so der bjke-Vorsitzende weiter. Jugendkunstschulen seien starke Bildungspartner gerade auch in Krisenzeiten. Es komme jetzt darauf an mit vereinten Kräften zu verhindern, dass die projektbasierten und oft unzulänglich gesicherten Jugendkunstschulen ihrerseits in die Krise gerieten. Hierzu seien Überbrückungshilfen durch die öffentliche Hand unabdingbar. Wünschenswert seien unbürokratische Hilfen der Bundesländer nach dem Modell der Billigkeitsleistungen aus dem Kinder- und Jugendförderplan in Nordrhein-Westfalen, flankiert durch engagierte Kommunen, solidarische Eltern und gezielte Bundeshilfen.
Link zum Positionspapier: https://www.bjke.de/fileadmin/2020/2020_bjke_Corona_end.pdf